AM CHIEMSEE -  TEIL 1: DIE RADTOUR

 Regen, Regen, Regen, so ist der heutige Tag. Ganz anders war es noch letzte Woche, da kam ich bei strahlendem Sonnenschein in Prien am Chiemsee an. Mit der Bahn sind es von Darmstadt aus weniger als 5 Stunden Fahrt, ohne Umsteigen und damit ohne die Befürchtung einen Zug zu verpassen. Radeln, schwimmen, lesen und die Natur genießen, standen auf dem Programm.

Gleich am nächsten Tag ging meine erste Radtour zur Eggstätt Hemhofer Seenplatte. Frau Mangstl vom Gästehaus Schwarz, in dem ich übernachtete, hatte mir gesagt, dass die Seen dort wärmer seien als der Chiemsee, in den ich mich am vergangenen Abend nicht hineintraute, da er gefühlt weit unter 16 Grad hatte. Brrr, war sogar mir zu kalt. Sie lieh mir eine ihrer Karten und los ging's. 

 

Auf der Karte sah alles ganz einfach aus: Richtung Rimsting, ein wenig auf dem Chiemsee-Radweg fahren und dann in Hochstätt links ab nach Stock - von dort werden sich schon Wege auftun, um die Seen zu erkunden. So hatte ich mir das vorgestellt.

 

Zu den insgesamt 18 Seen gehören die großen 5: Der Langbürgner See, der Schloßsee, der Kautsee, der Hartsee und der Pelhamer See. Entstanden vor 10.000 Jahren, bei der letzten Eiszeit, ist die Seenplatte nun ein Naturschutzgebiet. Ich wollte ganz viel erkunden, aber ganz so einfach war es dann doch nicht. Es ist leicht, mit dem Rad rundum die Seenplatte zu fahren, doch richtig hinein sind die Wege nur was für Wanderer und Mountainbiker. Meine Radtour wurde also ziemlich krummlinig und so bescherten mir die Um- und Irrwege mal wieder schöne Einblicke und Begegnungen.

 

Etwa  den tollen Ruheplatz am Langbürgner See und die noch ohne Rosen schwimmenden Blätter. Auch die nette Frau, die den kleinen Stettner See suchte und dabei ihr Rad irgendwann mehr schieben als fahren musste, hätte ich sonst nicht getroffen. Und der tolle Neufundländer mit seinem freundlichen Frauchen wäre mir auch nicht über den Weg gelaufen.

 

Die Belohnung schlechthin war natürlich das Bad im Hartsee! Die Wassertemperatur hatte um die 16 Grad, in der Sonne waren es weit über 20; in den See führen zwei Stege und eine Holzplattform ist einige Meter weiter draußen - kurzum: der ideale Ort für ein Päuschen!  :-)

Nach einer kleinen Pause fuhr ich weiter. Das nächste Etappenziel: Seeon. Den Namen fand ich toll und ich hatte ein Foto vom Kloster auf der Halbinsel gesehen, das mich neugierig gemacht hatte. Von Eggstätt aus gelangte ich irgendwie auf einen Radweg, der mich dorthin führte. Manchmal bin ich einfach zu faul mir die Karte anzuschauen, lass mich treiben, schaue mir die Umgebung an und verpasse dabei auch mal einen Wegweiser.  Da ich nicht gern zurückfahre, bleibt mir dann nicht viel übrig, als einfach weiterzufahren, mich auf meine Orientierung zu verlassen und ab und zu doch mal auf Karte und Hinweisschilder zu schauen. ;-)

 

Als ich dann durch den Wald fuhr, wurde mir das ziemlich leicht gemacht und 13 Km später war ich am Klostersee, der zur Seeoner Seenplatte gehört und in dem sich natürlich das Kloster befindet, das über eine Brücke zu Fuß zu erreichen ist bzw. von der anderen Seite mit dem Auto. Wäre ich von der Sonne nicht so gerädert gewesen, hätte ich mir bestimmt eine Ausstellung angesehen, anstatt nur die Außenanlage zu bewundern. So bin ich zum kostenfreien Strandbad gefahren und blickte während ich schwamm auf das Kloster und aß die leckersten Pommes seit langem im kleinen Imbiss.

Gestärkt entschloss ich mich zurück an den Chiemsee nach Seebruck zu radeln und von dort auf dem Chiemsee-Radweg nach Chieming. Verfahren war nun schier unmöglich und so kam ich nach insgesamt 13 Km an - mit der umwerfenden Idee nun das Schiff nach Prien zu nehmen, da ich inzwischen ziemlich K.o. war. Nur wurde daraus nichts. Ich glaube, es war ausgerechnet der tolle historische Raddampfer Ludwig Fessler, der als letztes Schiff für heute gerade abgelegt hatte. 

 

So war es nun mal. Die gute Nachricht war allerdings, dass das Wetter immer noch schön war und der Radweg inzwischen kaum noch befahren. Da radelten sich die 25 Km nach Prien zwar nicht wie von selbst, aber die Abendstimmung am See war einfach unbeschreiblich schön!


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