NORDERNEY AHOI!

Hochsommer an der See: Sonne, Regen, Hitze, dicke Jacke und feste Schuhe, Badeanzug und FlipFlops - Beständigkeit sieht anders aus, aber das Wetter ist ja nicht alles. Was zählt sind vier freie Tage auf Norderney! Yippee! Mit Hollandrad, Strandmatte, Fotoappart und was man halt sonst so braucht, lässt sich die Insel richtig gut entdecken!

Da ich sehr spontan war, hatte ich schon befürchtet, keine - vor allem - bezahlbare - Unterkunft mehr zu bekommen. Doch ich hatte richtiges Glück: Ein Einzelzimmer mit Bad und Meerblick gab es noch im Haus Seeblick! Vor einigen Jahren war ich schon mal. Damals war die Zimmerausstattung ein Sammelsurium aus Möbeln und Deko-Elementen von den 1960ern bis hin zum modernen Flach-bildfernseher der Gegenwart.

 

Inzwischen sind die Zimmer renoviert, aber immer noch bezahlbar. Aber ein wenig Nostalgie zieht sich weiterhin durchs Haus, was ich sehr charmant finde. Und das Beste ist natürlich die Aussicht! Segelboote und Krabbenkutter ziehen vorbei, die Nachbarinsel Juist ist bei gutem Wetter zu sehen und die endlich wieder eröffnete Marienhöhe (Café-Restaurant) mit ihrem strahlend blauen Kupferdach!

Einer meiner Lieblingsorte auf der Insel ist der Strandabschnitt Weisse Düne.  Sei es mit dem Rad oder per pedes - es zieht sich ein wenig, ist dafür sehr schön! Ich war jeden Tag mehrmals dort; morgens um kurz vor 8h, mittags und bei Sonnenuntergang. Vom Strand aus ist sind es nur wenige Meter zum Restaurant Weisse Düne. Meist gut besucht, hatte ich an einem Abend Glück, einen Platz im Strandkorb bekommen, was zu essen und einen tolle Abendstimmung. Überraschenderweise sogar ganz für mich allein auf der Terrasse.

Norderney ist das älteste Nordseebad Deutschlands: Gegründet 1797. Seitdem sind viele, viele Menschen auf die Insel gekommen. Heinrich Heine war da, Theodor Fontane, Franz Kafka. Otto von Bismarck. Der König von Hannover, Georg V. 

 

Damals gab es auf Norderney Bäderarchitektur en masse, nach Geschlechtern getrennte Strände und keine Fähren, die stündlich die Insel ansteuerten, sondern nur 4x in der Woche. Wer nicht mit dem Schiff übersetzen wollte, konnte sogar mit der Kutsche den umständlichen, nicht ungefährlichen, langen Weg vom Festland durchs Watt nehmen. Das Bademuseum zeigt tolle Ausstellungsstücke, stellt die Geschichte des Seebades unterhaltsam dar und in der Galerie Hans Trimborn sind Bilder und Grafiken des vielseitigen Künstlers zu sehen.  Leider, leider durften in der Galerie keine Fotos gemacht werden, dafür aber im Bademuseum.

Von der Bäderarchitektur ist auf der Insel nicht viel geblieben. Die 1970er haben ihre Spuren hinterlassen. Malerische Bauten sind Hochhäusern gewischen. Seit einigen Jahren ändert sich aber vieles zum Positiven und zum Glück sind auch nicht alle historischen Gebäude abgerissen worden.

 

Es gibt noch einige, die den Charme Norderneys ausmachen und für das typische Inselgefühl sorgen. Zu den herausragenden Bauten gehören der Leuchtturm, das Schwimmbad "Badehaus" im Bauhausstiel, das Conversationshaus (Kurhaus) am Kurpark, die Marienhöhe, der Pavillon "Milchbar", das Kurtheater (inzwischen ein Kino) und niedliche ehemalige Fischerhäuser.

Norderney ist nach Borkum die zweitgrößte der Ostfriesischen Inseln. Höchstens 2,5 km breit; 15 km lang, davon etwa 14 km Sandstrand. Einst Fischerdorf, dann mondänes Seebad. Und heute? Ich finde ja, dass für alle etwas dabei ist. Wer Ruhe will, findet sie sogar in der Hochsaison! Damit hätte ich gar nicht gerechnet und fand es sehr angenehm.

 

Wer hingegen Lust auf Trubel hat, muss auch nicht lange suchen.  An der Promenade und im Stadtzentrum ist meist irgendwas los. In den vier Tagen, die ich auf der Insel war, hörte ich am Strand zum ersten Mal den Rapper Cro (Rap ist nicht meins, aber die Probe zu hören, fand ich ganz nett) und auf dem Kurplatz spielte das Warschauer Symphonie Orchester.

 

Norderney scheint fast makellos zu sein. Wenn nicht die Autos wären. Obwohl es Taxen und Busse auf der Insel gibt und es nicht günstig ist, mit dem Auto zu kommen, wird es öfters gemacht, als gut ist. Für den Lieferverkehr, Handwerksbetriebe und die An- und Abreise von Urlaubern gibt es Ausnahmen. Und da im Sommer ab 6.15 Uhr bis in den frühen Abend hinein stündlich eine Fähre zur Insel fährt, kommt einiges zusammen. Wenn es wenigstens Elektro- oder Hyprid-Fahrzeuge wären! Aber bis auf eins der Deutschen Post, habe ich keins gesehen.  Schade.

 

Aber was nicht ist, kann ja noch werden! Ich stelle es mir sehr schön vor, wenn eine ganze Insel ohne Benzin- und Dieselfahrzeuge auskommt. Einige Ostfriesische Insel sind auch komplett autofrei. Klar, sie sind kleiner, haben weniger Touristen, trotzdem muss die Infrasturktur irgendwie funktionieren - was auch der Fall ist! Mal schauen, vielleicht tut sich in den nächsten Jahren ja was. Immerhin hat sich Norderney schon öfters verändert. 


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