FREISCHWIMMEN

Schwimmend den Tag beginnen. Im Freibad, See oder Meer. Hauptsache Wasser.  Aufs Rad, wenige Meter fahren, Badekappe auf, Schwimmbrille an und los gehts. Ohne Wasser um mich herum, werde ich unleidlich. Jetzt lebe ich an einem Meer, das nicht immer da ist. Es ist ähnlich wie mit Öffnungszeiten. Nur am Wattenmeer folgen diese eigenen Gesetzen. An der Küste wurden daher in fast allen Orten Freibäder gebaut. Nur das in Norddeich ist seit Jahren geschlossen. Und auch in vielen anderen Badeorten heißt es in diesem Jahr warten, bis die Flut kommt - und auf die ist immerhin Verlass.

Das Wattenmeer bestimmt meinen Rhythmus. Wenn Wetter und Wasser mitspielen, wird alles andere, soweit möglich, drumherum geplant. Das ist manchmal etwas doof und doch bin ich vor allem jetzt zur Corona-Zeit einfach froh, diese Möglichkeit zu haben. Sobald die Wassertemperatur etwa 16 Grad beträgt, gehe ich rein.

 

Salz, Leichtigkeit, der weite Himmel, die Inseln als Kulisse, die Kitesurfer wie Drachen, denen ich nicht zu nahe kommen möchte, Blasentang, diese Algen mit eben diesen lustigen Bläschen, legt sich manchmal um meine Arme, Ruhe - es ist schon arg anders als Bahnen ziehen im Schwimmbad. Der Boden ist nicht zu sehen, aber durch Wattwanderungen weiß ich, was alles unter mir ist, wo ich draufstehe, wenn ich ins Wasser gehe; pausiere, um die Stimmung einzufangen. Am Liebsten schwimme ich, wenn es regnet. Wenn das Wasser samtig grau und ruhig ist und in den gleichfarbigen Himmel übergehen.

 

Natürlich habe ich nachgeschaut, was die Darmstädter Schwimmbadwelt macht. Die Welt, die so lange die meine war. Der Woog, der einzigartige Stadtsee hat auf. Das Nordbad nur für Vereine. Das Hochschulbad gar nicht. Und in Darmstadt ist es warm. Nicht so wie hier. Noch nicht. Auch an der Nordsee wird es immer wärmer. Lange Abende im Freien sind ohne dicken Pulli inzwischen auch hier häufig. Vor einigen Wochen hatten wir schon viele von diesen. Schöne Sommerabende mit Beigeschmack. 

 

Jetzt ist Hochsommer und wenn es warm ist voll. Da rege ich mich immer etwas über die natürlichen Öffnungszeiten auf und bin erleichtert, wenn das Wasser recht früh kommt oder ziemlich spät. Und dann fühle ich mich demütig und verwöhnt, nicht dankbar genug. Sobald ich im Wasser bin, ist alles gut.


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